Großstadtrock. So nennen sie ihn. Große Melodien, große Gesten entstanden im großen Berlin. Nein, reduziert Attacke Royal jetzt bloß nicht auf das große B. Denn wir wissen: In jede gute Berliner Band gehört auch immer ein Schwabe (vgl. Beatsteaks, Gods Of Blitz u.a.). Bei Attacke Royal sind’s gleich zwei. Nicht zu vergessen: ein Bremer Stadtmusikant und ein Quotenberliner. Richtig. Sieht so aus, als wäre hier das Beste aus drei Welten vereint. Fast fünf Jahre ist es her, da wurde diese Band gegründet. Eine lange Weile, ohne Langeweile. Wir alle wissen: Eine junge Band ist ein zartes Pflänzchen, das auch mal ein Blatt verliert und es dauert, bis an der gleichen Stelle ein neues gedeiht. Die fünf, die sie jetzt sind, sind eben mehr als die Summe der einzelnen Teile. Sie sind Multiinstrumentalisten, Tourmusiker, Mitmischer auch in anderen Bands. Hauptsache, es hat mit Musik zu tun.
Songs gab es von Anfang an. Mittlerweile gibt es genug Songs für ein Album. „Ausverkauft“ ist das saftige Filetstück (für die Vegetarier: das Artischockenherz), dessen Entstehung eine Weile gebraucht hat. Fünf gestandene Männer basteln hier an ihrer Lieblingsversion von deutschsprachigem Rock mit Popappeal und dieser herrlich warmen 60s-Orgel. Gänzlich unverkrampft, weil live eingespielt. Torsten Otto (Tocotronic, Kante, Gods Of Blitz u.a.) stand der Band mit Auge und Ohr zur Seite. Die entspannte Stimmung, die im Wohnzimmer-Studio-Loft an der Sonnenallee herrschte, spiegelt jede Note auf „Ausverkauft“ wider.
Die Texte werden nicht lange brauchen, um die Gehirnwindungen zu verkleben. Denn: „Ich bringe nichts rein, was nicht zeitlos ist“, verrät Sänger Jan. „Gute Slogans und ein gutes Sprachriff sind wichtig.“ Da hat er Recht und zieht das konsequent durch. Jans Oft-ein-Wort-Songtitel unterstreichen die angenehme Simplizität. Alles andere wäre schließlich unnötiger Tand. Von dem wollen Attacke Royal nichts wissen. Vielleicht ist „Minderheit“ deshalb ein derart reduzierter Song. Ruhig, klar, versehen nur mit perlender Orgel. Dazu ein Text über Liebe und Sehnsüchte, unpeinlich und nachvollziehbar. Lauter wird es öfter. Das fulminante „Rätsel der Jugend“ versucht sich an der perfekten Gitarrenwand. „Sexy“ geht nach vorne - und wer bei dem Titel an Westernhagen denkt, der ist verdammt noch mal auf der falschen Fährte. Erinnert fühlen darf man sich viel lieber an die guten alten Selig. Auch die verstanden es, deutsche Texte, krachende Gitarren, Soul und Balladeskes auf unprätentiöse Weise zu verbinden. Jan sagt: „Es geht bei mir immer um verpasste Chancen, Liebe, meine Jugend und seltsame Situationen, und das alles soll auch die Musik transportieren. Die Songs sollen berühren oder ärgern.“
Lasst euch berühren – oder ärgert euch. Hauptsache, ihr empfindet.
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