Dialektliteratur steht wieder hoch im Kurs. Denn die aktuelle europaweite Tendenz zur politischen Zentralisierung provoziert eine Gegenbewegung: die Regionalisierung. Wer jetzt moderne Biedermeierliteratur erwartet, der täuscht sich. Die Zuwendung zur MUND.ART ist weder auf inhaltlicher noch auf sprachlicher Ebene eine Rückbesinnung, vielmehr aufregende Progression.
Das wird spätestens deutlich, wenn Wolfgang Sebastian Baur (*1950) seine experimentellen Übertragungen von internationaler, zum Teil fremdsprachlicher Lyrik liest, Artmann, Pasolini, Hölderlin und Korn im Pustertaler Dialekt erscheinen und damit eine neue Dimension gewinnen. Oder wenn der im Kärntner Dialekt schreibende Axel Karner (*1955) Werke aus seinem neuen Buch präsentiert, das er mit „pechschwarzer ´dint`“ (Literatur und Kritik) geschrieben hat, und dabei ebenso brisant ist wie einst die Wiener Schule. Oder wenn Christine Nöstlinger (*1936) Menschen in der von ihnen gesprochenen Sprache beschreibt, und dabei jegliche Distanz zwischen Beschreibender, Beschreibendem und Beschriebenem zu verschwinden scheint.
Moderation: Wendelin Schmidt-Dengler, Literaturwissen-schaftler, Wien
Eine Veranstaltung der Literaturwerkstatt Berlin mit freundlicher Unterstützung des Kulturforums der Österreichischen Botschaft, der Consense GmbH, der Abteilung Kultur und Wissenschaft des Amtes der NÖ Landesregierung, des Südtiroler Künstlerbundes, des Internationalen Dialektinstituts, des Rotbuch Verlages, des Folio Verlages, des Rowohlt Verlages, des Verlages Friedrich Oetinger, der Stieglbrauerei zu Salzburg und der Josef Manner & Comp. AG.